Tag 4-6 (06-08.05.2022)
Bratislava – Zwerndorf – Malé Leváre – Hodonín
In Bratislava geht es direkt zur nächstgelegenen Bäckerei für Frühstück und dann geht es gut erholt los, um auch wieder Strecke zu machen. Zuerst fahren wir wieder der Donau entlang, diesmal aber auf dem Nordufer und flussaufwärts. Unser erstes Etappenziel ist die March-Donaumündung, direkt neben der Burg Theben/Devínsky hrad. Nach etwa einer Stunde kommen wir dort an und beschließen, obwohl es erst knapp vor 12 ist, gleich unsere Mittagspause einzulegen. Danach überlegen wir die Burgruine zu besichtigen. Auf halben Weg treffen wir jedoch Tamara, eine Amerikanerin aus dem Hostel in Bratislava, welche uns erzählt dass man Eintritt zahlen muss, und die Ruine außer einem netten Ausblick nicht viel bietet. Also fahren wir weiter, flussaufwärts entlang der March.
Nach nur wenigen Kilometern jedoch verlockt uns das palacinky-Angebot aus einem Wohnwagen in einem Kleingarten direkt entlang der Strecke zu einer erneuten Pause. Eine Nachspeise später sind wir wieder in unseren Sätteln und radeln weiter zu unserem nächsten Zwischenziel – Schloss Hof. Wir bewundern bereits aus der Ferne das immer näher kommende Anwesen, als es plötzlich zu regnen beginnt. Wir beeilen uns zu einem Unterstand, betrachten das Schloss nur aus der Nähe und beschließen es in den kommenden Jahren, wenn wir zurück in Österreich sind, es einmal zu besuchen. Als der Regen aufhört fahren wir weiter entlang der March, durch ein WWF Naturschutzgebiet bis nach Zwerndorf, der einzigen Campingmöglichkeit in dieser Gegend.
Auf dem Campingplatz, welcher vermutlich maximal 9-11 Zelte fassen könnte, werden wir von dem gesprächigen Campingplatzbesitzer begrüßt und mit Infos zu Zwerndorf, seiner beruflichen Vergangenheit und der Idee zu diesem Mini-Campingplatz überhäuft. Als wir wenig später zur einzigen Einkaufsmöglichkeit, einem 24h-Selbstbedienungs-Container gehen, werden wir von allen Ortsbewohnern, welche an uns vorbei gehen oder fahren, freundlich gegrüßt und wir fühlen uns gleich noch herzlicher willkommen.
Am nächsten Tag, als wir bereits am zusammenpacken sind, kommt eine Familie mit ihrem Wohnwagen auf den Campingplatz. Über den (ferngesteuert) selbstfahrenden Anhänger und wegen ihres Autokennzeichens kommen wir ins Gespräch, und es stellt sich heraus, dass sie aus dem gleichen Ort wie Hanna kommen. Sie sind begeistert von unserm Projekt und bitten uns, ihnen eine Postkarte aus Finnland zu schreiben.



Wir fahren weiter entlang der March, der Grenze zwischen Österreich und der Slowakei, entlang des Eurovelo 13, dem Iron Curtain Trail. Genau hier verlief einst der Eiserne Vorhang wovon noch einige Bunker entlang des Weges zeugen. Leider ist der Weg in einem ziemlich schlechten Zustand – nett ausgedrückt. Er gleicht eher einer steinigen Holperpiste. Die zahllosen Schlaglöcher und Regenlacken werden nur von Schlaglöchern in Lacken getoppt.
Nach und nach verbessern sich die Wege etwas und wir können Rapsfelder bewundern, soweit das Auge reicht. Als wir an einer Kreuzung stehenbleiben um nachzuschauen wohin wir abbiegen müssen, bleibt Hanna mit dem Hinterreifen an der Kante der Straße hängen. Überrascht von dem plötzlichen Gewicht des Fahrrades fällt sie, eigentlich schon im Stehen, einfach um. Passiert ist zum Glück nichts, nur der Kotflügel musste wieder eingerichtet werden, aber somit konnten wir unser Werkzeug auch mal testen.
Als es plötzlich zu schütten beginnt, können wir uns zum Glück bei einem Pausenplatz unterstellen. Eine Minute später gesellen sich ein Vater mit seinen zwei Töchtern zu uns und sie versuchen uns auf Slowakisch zu unserem Vorhaben zu befragen. Mit Händen und Füßen und ein paar Wörtern Englisch erzählen wir Ihnen von unserer Reise. Als der Regen nicht weniger wird, scheinen die drei ihren Radausflug abzubrechen und fahren in die Richtung zurück wo sie hergekommen sind. Auch wir beschließen nicht mehr die 20km zu unserer geplanten Unterkunft zu fahren sondern alternativ einen Campingplatz, nicht weit entfernt, anzusteuern. Also packen wir uns in unsere komplette Regenmontour, bestehend aus Regenjacke und -hose, Helmcover, wasserdichte Socken und Trekkingsandalen, und fahren Richtung Campingplatz. Als wir noch keinen Kilometer gefahren sind, hört der Regen natürlich auf. Eigentlich wollen wir uns nicht darüber beschweren, aber hätte es nicht schon ein paar Minuten früher danach aussehen können? Naja, zumindest konnten wir unser Regenequipment (kurz) testen und wissen jetzt – ja, es hält trocken. 😉
Der Campingplatz ist noch voll in seinem Frühjahrsputz, hat aber trotzdem schon für Frühlingsgäste wie uns, zwei Wohnmobile und eine Hundetrainingsgruppe offen. Wir beschließen den Tag nett ausklingen zu lassen und gehen zu dem kleinen Restaurant gleich in der Nähe. Dort ist im Gegensatz zum Campingplatz ganz schön viel los. Gerade als wir ankomme beginnt eine Drei-Mann-Band tschechische Volkslieder zu spielen. Wir holen uns Gegrilltes zum Abendessen und gönnen uns danach auch noch ein Langos.





Der Wetterbericht sagt, dass es zwar in der Nacht regnen soll, aber so gegen 7 oder 8 in der Früh aufhören soll. Wir freuen uns, dass wir ein bisschen länger schlafen „müssen“ und als wir aufwachen, regnet es auch nicht (mehr). Wir freuen uns, dass wir das Zelt trocken einpacken können, jedoch fängt es etwas später, als wir gerade am Frühstücken sind, doch noch leicht an zu regnen an. Wir beeilen uns, all unsere Sachen vor dem Regen zu retten und bringen es unter das Vordach des Waschraums in Sicherheit. Als wir all unsere Sachen bereits eingepackt hatten und auch die Zeltplane unter dem Dach beinahe trocken bekommen haben, hat es immer noch nicht aufgehört zu regnen. Wir checken den Wetterbericht erneut und sehen, dass sich die Regenfront verschoben hat und statt die ganze Nacht uns nun den ganzen Tag begleiten wird. Also brechen wir, wieder in Regenmontur, auf und wollen zur nächsten Einkaufsmöglichkeit. Eine kurze Googlesuche ergibt, dass diese Sonntags jedoch bereits zu Mittag schließen wird, was in ein paar Minuten sein wird. Während Hanna den Campingplatz bezahlt, rast Herbert zu dem kleinen Laden. Wir haben Glück und die Inhaberin lässt Herbert 3 Minuten vor Ladenschluss noch ein paar Kleinigkeiten suchen, was in einem unbekannten Geschäft und in einer fremden Sprache gar nicht so einfach ist. Schlussendlich gibt es Brot, Tomaten, Käse und zwei Bananen, welche in die Taschen eingepackt werden.
In der Zwischenzeit hat auch der Regen wieder aufgehört und wir entledigen uns der Regenkleidung wieder und starten dann die Tour für den Tag. Die Wegbegebenheiten sind immer noch nicht wirklich gut. Grobe Schotterpisten mit einigen Schlaglöchern sind fester Bestandteil unserer Tour, aber viel besser als am Vortag. Jedoch beginnt es and diesem Tag öfters zu Regnen, aber sobald wir uns umgezogen haben und losgefahren sind, hört der Regen auch gleich wieder auf. Wir lernen, dass Regengewand anziehen ganz schön viel Zeit benötigt und wir besser erst ein paar Minuten lang abschätzen sollten, ob es wirklich zu regnen beginnt oder kurz unterstellen oder durchbeißen nicht auch genügt.
Wir fahren weiter entlang des Iron Curtain Trails und sehen auch wie bereits am Vortag wieder einige verlassene Bunker. Diesmal gibt es einen mehr touristischen, welcher bunt bemalt wurde und man hineinkriechen kann. Nahe des Dreiländerecks zwischen Österreich, Tschechien und Slowakei biegen wir vom Eurovelo 13 ab und folgen wieder der March (oder Morava) Richtung Nordosten. Am späten Nachmittag passieren wir die Grenze nach Tschechien und erreichen nach anstrengenden 53km Hodonín. Wir checken in ein Hostel ein, welches wir zuvor im Internet herausgesucht hatten, können die Räder in einen leeren Container im Garten abstellen und hängen auch noch das Zelt über die Fahrräder, damit es über Nacht trocknen kann. Als wir nach einer Möglichkeit fürs Abendessen suchen finden wir nur Kebapstände. Sämtliche Restaurants, in denen wir uns tschechische Küche erhofft haben, hatten entweder geschlossen oder servieren kein Essen (mehr). Daher gibt es schlussendlich Burger, welche aber sehr gut waren. Zurück im Hostel fallen wir müde ins Bett.


