Riga – Die Hauptstadt Lettlands


Tag 58-59 (29.-30.06.2022)
Riga

Letzte Pause vor Riga. Wir stärken uns nochmal ausgiebig für die letzte Stunde Fahrt.
Leider kommt es wieder anders als geplant. Schon kurz nach der Pause beginnt starker Gegenwind. Das angekündigte Gewitter kommt anscheinend doch früher. Augen zu und durch, denken wir uns. Laut Wetterbreicht soll es ca. 2 Stunden stark regnen. Solange wollen wir uns nicht unterstellen und beschließen daher bis zu unserer Unterkunft durchzufahren.
Eine Stunde vor dem Ziel beginnt es schließlich zu regnen. 

Wir kommen vollständig durchnässt bei unserer Unterkunft an. Natürlich mit später als die angepeilte Ankunftszeit und nachdem wir beim Radfahren im Regen die auch unsere Nachrichten nicht gelesen haben, ist die AirBnB Vermieterin wieder gefahren und wir müssen nun warten bis sie wieder da ist.
Nachdem wir unsrer Unterkunft für die nächsten zwei Nächte übernommen haben, nehmen wir sofort eine heiße Dusche.

Wir packen ein wenig aus, waschen Wäsche und beschließen noch die Altstadt zu erkunden. Da es schon spät ist, fahren wir mit dem Rad anstatt zu Fuß zu gehen. Gleich zu Beginn werden wir beim wunderschönen Haus der Brotherhood of the Blackheads von einem außergewöhnlich guten Straßensänger empfangen. Der erste Ersteindruck der Altstadt ist wirklich gut.

Haus der Brotherhood of the Blackheads

Was wir nicht bedacht haben ist, dass in der gesamten Altstadt Kopfsteinpflaster verlegt ist. Wir machen daher unserer Sightseeing in der Altstadt in der Manier des MI6 Agenten James Bond – Geschüttelt, nicht gerührt

Schon bald zwingen uns unsere schmerzende Handgelenke und natürlich auch der Hunger zur nächsten Pause. Abendessen in der Altstadt. Wir bestellen uns eine Bierplatte, welche wir im Vorbeifahren schon bei einigen Restaurants in der Stadt angeschrieben gesehen haben. Bereits in Litauen gab es öfters diese Platten, meist mit frittierten Schweineohren (was auch der Grund ist, warum wir sie noch nicht probiert hatten). Als wir unsere Platte für stolze 23€ bekommen, sind wir erstmal ziemlich enttäuscht. Relativ gewöhnliches und sehr internationales Fingerfood (Tintenfischringe, Zwiebelringe, Bratkartoffeln, Mozzarellasticks, Chicken Nuggets, Mini Frühlingsrollen).

Fingerfood Platte

Dazu gibt’s für Herbert ein Krügerl Hausbier, schmeckt ganz ok, und für Hanna, auf Empfehlung der Kellnerin, ein Kvass. Das ist ein Getränk aus fermentierten alten Schwarzbrot mit sehr wenig Alkoholgehalt. Da Hanna kein Bier trinkt und sich eigentlich vegetarisch ernährt, ist das heutige Abendessen eher als Reinfall zu bezeichnen. Wir sind wohl in die typische Touristenfalle gefallen.
Den Rest des Abend verbringen wir damit, durch die Straßen der Altstadt bzw. der angrenzenden Bereiche zu fahren.

Am nächsten Tag machen wir eine Alternative Free City Tour. Diese behandelt nicht wie üblich die Altstadt sondern stattdessen den Markt und das moderne Stadtzentrum.

Unser Guide erklärt uns, wie sich die Stadtviertel in Riga entwickeln. In meist schlechten Gegenden bzw. solchen mit schlechten Ruf siedeln sich als erstes Studenten an, weil die Mieten dort für gewöhnlich sehr günstig sind. Dadurch entstehen schon die ersten Treffpunkte, welche auch durch Streetart aufgewertet werden. Nach Abschluss ihres Studiums bleiben viele der Studenten in „ihrem“ Viertel und erste „hippe“ Geschäfte und Cafés eröffnen. Das Viertel wird immer mehr belebt und dadurch auch für den Rest der Stadtbevölkerung immer interessanter. Nun springen Investoren auf, welche die noch brach liegenden Flächen bzw. die baufälligen Gebäude kaufen und diverse Projekte entwickeln.

Die nächste Studentengeneration wiederholt den Vorgang mit dem nächsten Viertel. Funktionieren tut dieses System hier so gut, da die zu entwickelten Gebiete sehr nah am Stadtzentrum liegen. In früheren Zeiten lebten die Deutschen und Niederländer im Stadtkern, dem Gebiet der heutigen Altstadt, in gemauerten Häusern. Die Letten hingegen waren dort nur zum Arbeiten erwünscht und wohnten in Holzhäusern direkt außerhalb dieses Stadtkerns. 

Auch abgesehen der ständigen Gentrifizierung gibt es momentan sehr viel Bautätigkeit in Riga, da mit Hochdruck an einer Intercity-Eisenbahnlinie inkl. zugehöriger Infrastruktur gebaut wird. Diese neue Strecke soll zukünftige Warschau, das schon sehr gut an das europäische Eisenbahnnetz in Normalbreite angebunden ist, mit den baltischen Städten Kaunas, Riga, Tallinn und in weitere Folge auch Helsinki verbinden. Bis jetzt herrscht in den baltischen Ländern oft die die russische Breitspur vor.

Nach der Tour stärken wir uns in einem Restaurant der LIDO Restaurantkette. Die Restaurants bieten Litauische Küche in Selbstbedienungs an, das wir in ähnlicher Form schon von den polnischen Milchbars kennengelernt hatten. Anders als in Polen ist hier aber die Qualität und die Inneneinrichtung qualitativ höher. 

Im anschließen Spaziergang durch den Park fällt uns auf, wie stark dieser von den Einheimischen aller Altersgruppen genutzt wird. Während die einen einfach nur Spazieren gehen und sich sonnen wie auch bei uns, sieht man auch einige Jugendgruppen welche in Cosplay-Kostümen Videos aufnehmen oder, vorwiegend ältere Leute, welche auf Parkbänken Schach spielen. Besonders dieser Park scheint ein beliebter Treffpunkt dafür zu sein und es finden nebeneinander 5-6 Partien gleichzeitig statt.

Sightseeing ist anstrengend, für uns mittlerweile mehr als das Fahrrad fahren, und daher kehren wir am Abend todmüde in unsere Unterkunft zurück.

Am nächsten Tag beim Zusammenpacken stellen wir erschreckt fest, dass unsere gewaschene Kleidung aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit der letzten zwei Tage nach gut 40 Stunden am Wäscheständer immer noch feucht ist. Wir hängen alles um und versuchen die Kleidung schnellstmöglich mit dem Ventilator zu trocken. Dieser Einfall ist von Erfolg gekrönt und spät aber doch verlassen wir die Unterkunft, um nach dem Lebensmitteleinkauf doch nochmal zurückzukehren und vergessene Ausrüstung abzuholen.

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