Regen in Schleswig Holstein und Regen in Ostfriesland


Tag 126-132 (06-12.09.2022)

Am Dienstag, den 06.September, kommen wir morgens mit dem Nachtzug in Hamburg an. Diesmal hatten wir einen Liegewagen und konnten daher auch Schlafen. Danach geht es gleich mit der Regionalbahn weiter nach Rendsburg. Die erste Station ist die Fielmann Filiale in welche wir Herberts neue Brille schicken lassen haben. Herbert hat nun wieder den Durchblick und freut sich sehr.
Anschließend geht es noch zum Intersport um nach einer Weste für Hanna zu suchen, leider erfolglos. Wir gönnen uns noch ein Mittagessen und fahren dann mit dem Bus nach Fockbek zu unseren Rädern.

Wir beginnen gleich zügig damit, unsere Sachen und auch die neuen Ausrüstungsgegenstände entsprechend ein- bzw. umzupacken da die Wetterprognose sagt es soll in kürze zu Regnen beginnen. Knapp vor 16 Uhr machen wir uns schließlich auf den Weg. Geplant sind heute nur noch 37 Kilometer. Unterwegs bleiben wir noch bei einen Bauern stehen und kaufen frisches Obst und Gemüse ein. Schon kurz danach erreichen wir den Nord-Ostseekanal. Wir schaffen es ausreichend weit zu fahren und somit nur von der Regenfront gestreift zu werden. Die Eile hat sich bezahlt gemacht.

Der heutige Nachtplatz ist wieder Teil der Initiative „Wildes Schleswig-Hohlstein“. Das ist eine Auflistung von Trekkingplätzen für Wanderer und Fahrradfahrer welche kostenlos verwendet werden dürfen. Die Ausstattungen variieren teils stark. Von einfachen Wiesen ohne jeglicher Infrastruktur bis hin zu gemähten Zeltwiesen inklusive Toiletten, Duschen und Sitzgelegenheiten.
Der heutige ist eine gemähte Wiese neben einem Steinzeitdorf-Museum. Toiletten gibt es 1-2km entfernt am Hauptplatz des Dorfes. Auf dem Platz ist schon ein anderer Radreisender. Er fährt mit schweren Rucksack und Fully-Mountainbike. 

Am nächsten Morgen sind wir um ca. 9 Uhr schon beim Zelt einpacken, als es bereits zum Regnen anfangt. Vier Stunden früher als laut Prognose. Wir hatten wirklich Glück, dass wir das Zelt trocken einpacken konnten und beginnen die ersten Meter zu fahren. Nach nicht mal 2 Kilometer wird der Regen sogar im Wald so stark, dass wir bei einem Unterstand Pause machen um nicht komplett durchnässt zu werden. 
Über zwei Stunden später geht es bei nun nur noch bei leichten Regen weiter. Wieder zurück an den Nord-Ostsee Kanal. Dieser ist mit dem Rad gut zu fahren und insgesamt sind die Radwege in Deutschland viel besser als wir sie erwartet hätten. Es gibt viele davon und der Zustand ist ok. Oft gibt es Radwege entlang der Straßen, nicht so schön zum Fahren aber sehr gut zum Kilometer machen. Entlang des Kanals gibt es einige schöne alte Brückentragwerke. Noch richtige Stahlnietenbrücken, welche Herbert’s Ingenieurherz höher schlagen lassen.

Bei Glückstadt übersetzen wir mit der Fähre über die Elbe. Es regnet auf der Fähre. Die Fährfahrt braucht relativ lange weil aufgrund der vorangegangen Trockenheit der Wasserstand der Elbe sehr niedrig ist und die Fahrgasse für die Fähre gerade noch befahrbar ist. Von der Fähre aus sehen wir, dass auf der anderen Flussseite gerade eine richtig massive Regenfront niedergeht. Also haben wir eigentlich wieder Glück, dass wir auf der anderen Seite nur normalen Regen für einige Zeit haben und keinen Starkregen. Nur leider fühlt es sich nicht so an, da wir ja doch auch immer im Regen fahren… 

Wir kommen erst im Dunkeln am Campingplatz mit dem Namen Camping am Leuchtturm in Krautsand an. Da für die Nacht weitere Starkregenschauer angesagt sind, gibt uns der Campingplatzbesitzer einen freien Platz bei den Dauercampern mit Pavillon. Wir können unser Zelt daher unter einem Dach aufstellen. Wirklich lieb von ihm. Die vorhegesagten Gewitter bleiben zwar aus, aber das Dach hilft trotzdem, dass das Zelt in der Früh nicht ganz so nass vom Tau ist. 


Wir machen am Vormittag noch einen Spaziergang am Elbstrand. Ein wunderschöner Sandstrand. Schwimmen ist leider aus Sicherheitsgründen verboten, da einen die Sogwellen der großen Güterschiffen in den Fluss hineinziehen würden. Genauso wie die Gezeiten, welche auf der Elbe bis nach Hamburg hinein wirken. Sehr schade, denn der Strand steht einem Sandstrand am Meer nicht viel nach.


Uns ist jedoch ohnehin nicht nach baden, bei dem herrschenden Nieselregen. Erst nach Mittag fahren wir weiter. Natürlich begleitet von Regen, welcher nur zwischenzeitlich von Starkregen unterbrochen wird. Da wir auch noch zusätzlich Gegenwind haben, sind wir, obwohl wir versuchen uns bei Starkregen immer unterstellen, schon nach kurzer Zeit ziemlich nass. Unsere Regenausrüstung hält zwar dicht, aber in Verbindung mit dem Gegenwind gelangt das Wasser bei jeder Kleidungsöffnung hinein. Sei es die Öffnung für den Kopf oder für die Hände – diese ganz kleinen Öffnungen reichen damit wir unter dem Regengewand fast vollständig nass sind. Nach nicht einmal zwanzig Kilometer sehen wir einen großen Unterstand mit angeschlossen Schuppen mitten in einem kleinen Dorf.

Wir stellen uns unter und überlegen hier die Nacht unter Dach zu verbringen da weiterfahren einfach keinen Sinn mehr macht. Während wir noch so dasitzen und überlegen, kommt jemand mit dem Fahrrad vorbei und wir ergreifen gleich die Gelegenheit und fragen ob wir hier schlafen können. Der Dorfeinwohner erklärt uns, dass das Gebäude ein ehemaliger Brotbackofen sei und von der Dorfgemeinschaft als Treffpunkt oder für Feste verwendet wird. Er meint, er könne das zwar nicht entscheiden, aber er glaubt nicht, dass irgendjemand ein Problem damit haben würde. Als er uns nach einem kurzen Gespräch verlässt, fährt er nur ein paar Meter weiter und bleibt gleich wieder stehen um zu tratschen. Wir merken schon bald, dass wir das Gesprächsthema sind, da bei ihnen immer wieder einige Einheimische stehen bleiben und sich dem Gespräch anschließen oder sie kommen auch zu uns und fragen uns zu unserem Radreisevorhaben aus. Die Blicke der Tratschenden wandern oft in unsere Richtung, aber es scheint aber niemand etwas dagegen zu haben. Ein paar Stunden später, als wir gerade zu kochen beginnen wollen, kommt der erste Dorfbewohner nochmal vorbei und fragt, ob wir bei ihm zum Aufwärmen heiß duschen wollen. Das Angebot nehmen wir gerne an. Anschließend gibt es bei Heißgetränken noch ein nettes Gespräch und wir fahren erst um 10 Uhr Abends zu der Überdachung zurück.
Am nächsten Morgen bemerken wir, dass der Jugendraum des Feuerwehrhauses gleich im Gebäude daneben nicht abgeschlossen ist und können somit dort auch die Toiletten verwenden.

Der Tag ist anfänglich sonnig und wir genießen es. Am Nachmittag jedoch gibt es, wie könnte es anders sein, immer wieder leichten Regen. Wir fahren bis kurz vor Bremerhaven und kommen zur Abwechslung mal bei einer Couchsurferin unter. Hanna tauscht ihre Kette und reinigt die anderen Antriebskomponenten. Das in Schweden gekaufte Öl haben wir mittlerweile ersetzt, da es ein richtiger Dreckmagnet war. Wir verbringen mit unserem Host einen schönen Abend und schlafen gemütlich im Warmen.

Am nächsten Tag, gerade als wir abfahren wollen, beginnt es natürlich wieder zu regnen. Da unser Host bereits gefahren ist, stellen wir können wir uns nur mehr unter der Terrassenüberdachung vor dem Regen unterstellen und warten dort geschlagene 1 1/2 Stunden, bevor wir unseren Weg nach Bremerhaven fortsetzen. Aufgrund unserer Verspätung gibt es nur ein kurzen Sightseeing mit anschließendem Fischbrötchen im Fisch 2000. Wir fahren an der Iglo Fischstäbchenfabrik vorbei Richtung Decathlon. Hanna muss endlich ihre in Schweden gestohlene Weste ersetzten, da es mittlerweile immer kühler wird. Leider war sie auch diesmal erfolglos. Irgendwie gibt es keine passende Weste, welche dann auch noch lange Ärmel haben soll.

Schon kurze Zeit nach dem Weiterfahren trifft uns wieder eine Starkregenfront. Wir verschanzen uns in einer Bushaltestelle und wiegen uns in Sicherheit. Jedoch steht die Straße aufgrund der Regemassen schon bald so unter Wasser, dass die Autos das Wasser schon bedrohlich nahe an die Bushaltestelle spritzen. Glücklicherweise lässt der Regen dann endlich etwas nach und die Abflusssysteme kommen wieder hinterher. Der Regen stoppt und wir können unsere Fahrt bis zum Campingplatz im Trockenen fortsetzten.

Am nächsten Tag habe wir endlich gutes Wetter und fahren zu der kleinen Stadt Leer, nicht weit von der Grenze zu den Niederlanden. Da wir noch keinen Schlafplatz für die Nacht haben, fragen wir bei jemanden bei Couchsurfing an. Die Kontaktierte ist mittlerweile verzogen, bietet uns jedoch an, dass wir bei ihren Eltern im Garten zelten können. Perfekt, wir haben einen Schlafplatz für die Nacht. Wir kommen um 8 Uhr Abends an und werden total nett empfangen. Wir sind die ersten Gäste für die Beiden. Wir bekommen Abendessen und wir dürfen sogar drinnen schlafen und als erste das neue Schlafsofa der Tochter einweihen. Die Beiden sind total lieb und bringen uns beim Frühstück die ostfriesische Teekultur näher. Eigentlich ist Herbert die ostfriesische Teemischung ein Begriff, aber jetzt kann er sie auch mit einem Ort verknüpfen.
Am nächsten Tag wird noch Leer besichtigt, eine richtig schöne, kleine Stadt. Danach setzten wir unsere Fahrt fort in Richtung der Niederlande und schon bald darauf verlassen wir Deutschland.

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